Die Pharmaceutical Tribune veröffentlichte kürzlich einen Beitrag zur Wirkung von Aloe.

Der Text beschreibt zuerst die Anwendung von Aloe-Extrakt bzw. Aloin bei Obstipation (Verstopfung):

„Zur arzneilichen Anwendung sind zwei Arten vorgesehen: Aloe barbadensis (vera), die Curacao-Aloe vorwiegend aus Mittelamerika, und Aloe capensis (ferox), die aus dem afrikanischen Raum exportiert wird. Beide Arten sind im europäischen Arzneibuch beschrieben. Das standardisierte Aloe-Extrakt (Aloes extractum siccum normatum) zur Herstellung von Zubereitungen besteht aus der Mischung der Extrakte von Curacao und Kap-Aloe und ist ebenfalls im Arzneibuch als Monographie enthalten. Aloe ist ein stark dickdarmwirksames Laxans und wird zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipation verwendet. Verantwortlich für diese Wirkung sind die im Extrakt bis zu 40 Prozent enthaltenen Aloine (Aloe barbadensis). Es handelt sich um 1,8-Dihydroxyanthracenderivate mit glycosylisch gebundenem Zuckeranteil. Die laxierende Wirkung ist äußerst kaliumfordernd, sollte nur unter Rücksprache mit dem Arzt erfolgen und gilt heute als obsolet.“

Aloe-Extrakts als Laxans (Abführmittel)

Wegen seiner drastischen Wirkung ist die Herstellung und die pharmazeutische Anwendung des Aloe-Extrakts als Laxans (Abführmittel) in den letzten Jahren stark rückläufig.

Der Text geht dann auch die gegenwärtig wichtigere örtliche ( = topische) Anwendung in Form von Aloe-vera-Gel ein:

„Aktuell steht die topische Verwendung des Aloe-vera-Gels im Vordergrund. In der Volksheilkunde Mittelamerikas werden frisch geteilte Blätter der Aloe vera zur raschen Linderung der Beschwerden bei Verbrennungen und oberflächlichen Wunden aufgelegt. Für Kosmetika wird Aloe-Gel durch Heißwasserextraktion gewonnen. Dieses ist frei von eventuell allergenen, lipophilen Aloinen und Aloeharzen. Aloe-vera- Gel zeichnet sich durch juckreizstillenden, feuchtigkeitsbindenden und kühlenden Effekt aus. Die antioxidative, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung des Gels konnte pharmakologisch nachgewiesen werden. Im Vergleich mit Ascorbinsäure war der antioxidative Effekt in vitro um ein Fünffaches höher. Die stärkste Wirkung erzielten Gele aus Pflanzen, die im dritten Wachstumsjahr extrahiert wurden. Auch eine fungizide Wirkung des Gels wurde bestätigt. Hauptverantwortlich für die positive Wundheilung sind Polysaccharide wie Glucomannan und Acemanan sowie Enzyme (Carboxypeptidase and Bradykinase). Aloe-vera-Gel ist daher ein potenter Feuchtigkeitsspeicher, wirkt sich postiv auf die Wundheilung aus und reduziert den durch Zerstörung der Haut verursachten oxidativen Stress im Gewebe.“

Quellen:

Pharmaceutical Tribune Nr. 9 / 2011

http://www.pharmaceutical-tribune.at/dynasite.cfm?dsmid=108941&dspaid=937570

Kommentar & Ergänzung: Aloe vera

Rund um Aloe vera ist in den letzten Jahren ein absurder Rummel entstanden. Aloe vera wurde zum Wundermittel gegen alles und jedes hoch stilisiert und ist jetzt auch in Waschpulver,  Strumpfhosen (für schöne Beine) etc. enthalten. Mit dem Zusatz von Aloe vera lässt sich einfach alles besser vermarkten……

Die phytotherapeutisch relevanten Aspekte von Aloe vera – also jenseits des aufgeblasenen Hypes – bringt der Artikel gut auf den Punkt: Die Anwendung gegen Verstopfung ist „out“, weil die Wirkung zu drastisch ist und bei chronischer Einnahme Kaliummangel auftreten kann.

Die Anwendung im Bereich der Wundheilung dagegen ist eine ernstzunehmende Option.

Festzuhalten wäre dazu allerdings, dass es keine registrierten Heilmittel gibt unter den Aloesalben und Aloegelen – sie sind nur als Kosmetika zugelassen. Der Gehalt an Wirkstoffen und die Qualität kann daher stark schwanken.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur, Kanton Zürich, Schweiz

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