In Deutschland steht ab dem 1. Februar 2010 ein neues Heilpflanzen-Präparat zur Behandlung von Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung zur Verfügung.
Das Phyto-Anxiolytikum enthält einen hochkonzentrierten, standardisierten Lavendelölextrakt und ist zugelassen für die Selbstmedikation im Erwachsenenalter.
(Anxiolytikum = angstlösendes Mittel)

Das Phytopharmakon enthält nach Angaben des Herstellers ein qualitativ hochwertiges, standardisiertes Lavendelöl, in dem die wirksamkeitsrelevanten Inhaltsstoffe Linalool und Linalylacetat angereichert sind. Studien und Experimente zum Wirkmechanismus lassen vermuten, dass die präsynaptischen spannungsabhängigen Calciumkanäle gehemmt werden und dass darüber zumindest ein Teil der angstlösenden Wirkung entfaltet wird.

Lavendelöl-Extrakt

In einer Untersuchung wurde Lavendelöl-Extrakt bei über 200 Patienten mit nicht näher bezeichneter Angststörung über einen Zeitraum von zehn Wochen getestet. Schon nach zwei Wochen kam es unter dem hochkonzentrierten Lavendelöl-Extrakt (80 mg/Tag) zu einer statistisch signifikanten Verbesserung auf der Hamilton-Angstskala im Vergleich zu Placebo. Diese Differenz wurde von Woche zu Woche immer deutlicher und blieb immer statistisch signifikant. Nach sechs Wochen verbesserte sich auch die Schlafqualität deutlich – ein sekundärer Effekt als Folge der Anxiolyse.

Vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist das Phytopharmakon nun zugelassen für die Therapie von Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung im Erwachsenenalter. Für die Anwendung bei Personen unter 18 Jahren ist es nicht vorgesehen, weil für diese Altersgruppe keine ausreichenden Erfahrungen existieren. Die Einnahmedauer ist für den Lavendelöl-Extrakt nicht limitiert. Wenn die Symptome nach 14-tägiger Einnahme noch unverändert andauern oder sich verschlimmert haben, sollte ein Arzt konsultiert werden. Die Weichkapseln werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit möglichst im Stehen oder Sitzen eingenommen.

Bei den empfohlenen Dosis von 80 mg Lavendelöl täglich traten kaum unerwünschte Nebenwirkungen auf: Beobachtet werden unter Lavendelöl-Extrakt hauptsächlich Aufstoßen und Atemgeruch sowie Dyspepsie. Sedierende Effekte zeigten sich dagegen nicht.

Quelle:
http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de

Kommentare & Ergänzungen: Lavendelöl gegen Unruhe

Seit dem die Kava-Kava-Produkte aus dem Markt genommen wurden, sucht die Phytotherapie nach überzeugenden Heilpflanzen-Präparaten, die als Anxiolytikum gegen Unruhe und Angst eine überzeugende Wirkung zeigen.
Lavendelöl wurde in diesem Zusammenhang immer wieder thematisiert.
Üblicherweise steht dabei aber die inhalative Anwendung des Lavendelöls im Zentrum oder die Applikation über die Haut.
Es existiert jedoch in der Phytotherapie auch schon seit einiger Zeit die Empfehlung, zur Behandlung von Angstzuständen Lavendelöl auf einem Würfelzucker einzunehmen, und zwar 1 – 4 Tropfen = ca. 20 – 80 mg (Schulz / Hänsel, Rationale Phytotherapie, Springer 2004).

Vier Tropfen entsprechen also den empfohlenen 80 mg Lavendelöl pro Tag, wobei das neue Weichkapselpräparat ein angereichertes Lavendelöl enthalten soll.
Allerdings ist die Einnahme von 4 Tropfen Lavendelöl auf einem Würfelzucker nicht gerade angenehm.

Meine eigenen Empfehlungen für die perorale Anwendung von Lavendelöl orientieren sich daher am unteren Rand des Dosisbereichs, also in der Regel 1 – 2 Tropfen.
Die Weichkapselform wird die Einnahme erleichtern und angenehmer machen.
Bin gespannt, ob und wann diese Lavendelöl-Kapseln in der Schweiz auf den Markt kommen.
In Deutschland kommt das Lavendelöl-Produkt unter dem Namen Lasea® auf den Markt.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
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Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

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