Mutterkraut, Feverfew, Falsche Kamille: Die volkstümlichen Bezeichnungen lassen schon das Aussehen und die verschiedenen Anwendungsbereiche des Mutterkrauts erahnen. In der Tat wird Tanacetum parthenium L. (= Chrysanthemum parthenium) von Laien wegen der Ähnlichkeit der Blüten und des campherartigen Geruchs oft mit der Echten Kamille (Matricaria recutita) verwechselt.

Tanacetum parthenium L. zählt zur Familie der Asteraceae (Korbblütler), stammt ursprünglich aus Südosteuropa und ist in ganz Europa, Australien und Nordamerika verbreitet. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind ätherisches Öl mit L-Campher als Hauptbestandteil und Sesquiterpenlactone wie Parthenolid. Für Heilzwecke genutzt werden die getrockneten, ganzen oder geschnittenen oberirdischen Pflanzenteile. Die Europäische Pharmakopöe schreibt einen Mindestgehalt von 0.2% Parthenolid bezogen auf die getrocknete Heilpflanze vor.

Mutterkrautextrakte wirken unter anderem entzündnungswidrig und antibakteriell. Parthenolid und Mutterkraut-Extrakte reduzieren die Thrombozytenaggregation, die Prostaglandinsynthese, die Histaminfreisetzung aus Mastzellen und die Kontraktiliät der glatten Gefässmuskulatur.

Hauptanwendungsbereiche sind Migräne, Arthritis und rheumatische Erkrankungen. Seit dem Altertum wird Mutterkraut auch bei Frauenleiden eingesetzt (unter anderem gegen Menstruationsbeschwerden).
Im Brennpunkt des Interesses steht gegenwärtig die Verwendung zur Migräneprophylaxe. Diese Wirkung wird dem Parthenolid zugeschrieben, wobei der Wirkmechanismus noch nicht vollständig bekannt ist. Die Indikation Migräneprophylaxe ist in der ESCOP-Monografie aufgeführt (European Scientific Cooperative On Phytotherapy). In der Schweiz ist ein entsprechendes Präparat erhältlich.

Parthenolid und die anderen Sesquiterpenlactone sind allerdings potente Allergene. Hautkontakt mit Mutterkraut löst nicht selten eine Kontaktdermatitis aus. Personen mit einer Kontaktallergie gegen Asteraceae (Korbblütler) ist von der Anwendung von Mutterkraut abzuraten. Schwangerschaft und Stillzeit sind ebenfalls Kontraindikationen für Mutterkraut.
Literatur:
_PTA-Forum 12/2009/p34
_M. Wichtl; Teedrogen und Phytopharmaka; 5. Auflage 2009; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart; p650
_D. Frohne; Heilpflanzenlexikon; 8. Auflage 2006; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart; p483
_Jänicke et al.; Handbuch Phytotherapie; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart; p375

Quelle:
http://www.pharmavista.net

Kommentar & Ergänzung: Mutterkraut gegen Migräne

Mutterkraut wurde schon von Dioskurides im 1. Jahrhundert als Heilpflanze beschrieben. Im Mittelalter wurde es gegen Fieber und Kopfschmerzen verwendet. Der Name kommt von seiner früheren Verwendung bei Erkrankungen der Mutter (Gebärmutter). Mutterkraut soll Schwangerschaftsbeschwerden lindern, die Menstruation auslösen und die Ablösung der Plazenta bewirken.
Diese gynäkologischen Indikationen sind aber nicht belegt, während es für die Anwendung zur Migräneprophylaxe einige wissenschaftliche Studien gibt.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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