Eibischwurzel wird in der Phytotherapie empfohlen bei trockenem Reizhusten.

In Kräuterbüchern und in der Phytotherapie-Fachliteratur findet man oft den Hinweis, dass Tee aus der Eibischwurzel mit einem Kaltauszug hergestellt werden sollte. Und oft liest man den Hinweis, dass schleimhaltige Heilpflanzen generell kalt ausgezogen werden müssten, weil die Schleimstoffe hitzeempfindlich seien.

Was hat es damit auf sich?

Reinhard Länger hat dazu schon vor einigen Jahren in der Zeitschrift „PhytoTherapie austria“ (1 / 2007) gute Informationen weitergegeben:

„Im Zusammenhang mit schleimhaltigen Hustenmitteln war die optimale Zubereitungsart des Arzneitees über viele Jahre ein Diskussionsthema. Es wurde vermutet, dass heißes Wasser die Polysaccharide zerstören könnte. Deshalb findet man in der Literatur meist den Hinweis, dass Eibischtee mit kaltem Wasser angesetzt werden sollte. Allerdings regten sich gewisse Bedenken wegen der mikrobiellen Qualität derartiger Zubereitungen. Kaltes Wasser reduziert im Gegensatz zu heißem die natürliche Keimbesiedlung der Arzneidrogen nicht, und Polysaccharide bieten darüber hinaus einen guten Nährboden für Mikroorganismen. Eine Dissertation am Department für Pharmakognosie der Universität Wien schuf diesbezüglich Klarheit: die physikalischen Bedingungen bei der Teebereitung mit heißem Wasser schaden den langkettigen Polysacchariden nicht.“

Was bedeutet dies genau für Eibisch:

„Eibischblätter, die ohnehin meist in Mischungen mit anderen Arzneidrogen angewendet werden, können als ganz herkömmlicher Teeaufguss zubereitet werden (ca. 1 Teelöffel Tee mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ca. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, nicht zu heiß trinken).

Eibischwurzel sollte, sofern sie in einer Teemischung angewendet wird, in der gleichen Art zubereitet werden. Ein Tee, der nur aus Eibischwurzel besteht, sollte hingegen mit kaltem Wasser angesetzt werden (Tagesbedarf: ca. 3 Teelöffel mit 1⁄2 Liter kaltem Wasser ansetzen, etwa 90 Minuten unter gelegentlichem Umrühren stehen lassen, abseihen, leicht erwärmt trinken). Der Grund: Eibischwurzel enthält sehr viel Stärke, die bei Kontakt mit heißem Wasser verkleistert. Die Wurzelstückchen sind daher sofort von einer „Isolierschicht“ umzogen, die wertvollen Schleime werden nur mehr zu einem Bruchteil extrahiert.“

Quelle:

http://www.phytotherapie.co.at/pdf/PT0107.pdf

Kommentar & Ergänzung:

Diese Hinweise tragen meines Erachtens viel zur Klärung bei.

Die generelle Empfehlung, schleimhaltige Heilpflanzen kalt zuzubereiten, lässt sich nicht aufrechterhalten, wenn Schleimstoffe stabil gegen Hitze sind. Die erwähnte Dissertation am Department für Pharmakognosie der Universität Wien trägt hier tatsächlich zur Klärung bei.

Die Empfehlung, Eibischwurzel kalt anzusetzen, basiert also nicht auf der Wärmeempfindlichkeit der Schleimstoffe, sondern darauf, dass beim Erhitzen die Stärke in der Eibischwurzel verkleistert und dadurch den Auszug der Schleimstoffe reduziert. Diese Erklärung findet sich an mehreren Stellen in der Phytotherapie-Fachliteratur.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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