Phytotherapie verbindet die Erfahrungen traditioneller Pflanzenheilkunde mit den Ergebnissen moderner Arzneipflanzenforschung. Dieser weite Bogen macht Phytotherapie herausfordernd und interessant.

Beide Bereiche – die Tradition und die wissenschaftliche Forschung – verlangen aber eine sorgfältige Auseinandersetzung.

Tradition hat nicht immer fraglos Recht.

Siehe dazu:

Komplementärmedizin – hat Tradition Recht?

Und wissenschaftliche Forschung sagt nicht einfach, wie es ist. Sie muss eingeordnet und sorgfältig in ihren Aussagen interpretiert werden.

Hier ein Zitat zur Bedeutung der wissenschaftlichen Arzneipflanzenforschung für Medizin und Pharmazie:

„Die Erforschung der Pflanzen traditioneller Heilsysteme hat sich als eine lohnende Strategie in der phytomedizinischen Forschung erwiesen. Gerade vor dem Hintergrund ethnomedizinischer Berichte über exotische pflanzliche Heilmittel sind Medizinalpflanzen fremder Kulturen und ferner Länder eine wahre Schatztruhe für die Auffindung neuer Naturstoffe mit neuen innovativen Strukturen und pharmakologisch interessanten Wirkungen. Doch auch altbewährte Arzneipflanzen haben in den letzten Jahren durch eine Neubewertung nach streng wissenschaftlichen Kriterien wesentliche Impulse für die moderne Arzneipflanzenforschung geliefert. Zu etwa einem Drittel sind moderne Arzneimittel pflanzlicher Herkunft oder nach dem Vorbild pflanzlicher Inhaltsstoffe (Artemisinin, Chinin, Morphin, Taxol, Vinblastin, Vincristin etc) hergestellt. Phytopharmaka sind auch in der modernen Medizin unverzichtbar. Denn trotz aller Fortschritte der synthetischen Chemie sind hier auch heute noch Grenzen offenkundig. Auf der anderen Seite ist für die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel typischerweise das Zusammenwirken mehrerer Inhaltsstoffe verantwortlich. Diese Tatsache reflektiert ein generelles Problem für die Entwicklung rationaler Phytopharmaka.“

Quelle:

Pharmazeutische Biologie, Prof. Dr. H. Kolodziej

Freie Universität Berlin

http://www.pharmazie.fu-berlin.de/index.html

Kommentar & Ergänzung: Wirkstoffe

Von den erwähnten Wirkstoffen  Artemisinin, Chinin, Morphin, Taxol, Vinblastin und Vincristin hier ein paar Zusatzinformationen über Arteminisin und Taxol, die beide intensiv erforscht und therapeutisch genutzt werden.

Zum Arteminisin, das in der Malariabehandlung angewendet wird:

Artemisinin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, chemisch ein Sesquiterpen, der in den Blättern und Blüten des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) vorkommt. Charakteristika der Artemisininstruktur sind ein Trioxanringsystem und eine Peroxidbrücke. Es wird weltweit zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Stämmen von Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, eingesetzt. Im Juni 2009 wurden vom Tropeninstitut der Mahidol-Universität (Bangkok, Thailand) deutliche Anzeichen für erste Resistenzen gegenüber Artesunat (ein Derivat von Artemisinin) gemeldet, die Forscher des Instituts in Pailin (Westkambodscha) festgestellt hatten.

Artemisinin besitzt, eine Peroxidstruktur; bei hoher Konzentrationen an Eisenionen wird dieses Peroxid instabil und zerfällt in freie Radikale. Solche hohen Konzentrationen werden in Erythrozyten, aber auch in Plasmodien gefunden, die Eisen akkumulieren. Gelangt Artemisinin in mit Plasmodien infizierte Erythrozyten, zerstören die gebildeten Radikale möglicherweise den Parasiten. Jedoch gibt es Hinweise, dass Artemisinin-Derivate spezifischer wirken, indem sie beispielsweise pfATP6, eine Ca-ATPase hemmen.

(Quelle: Wikipedia)

Zum Taxol ( = Paclitaxel, Abraxane)

Paclitaxel ist eine in der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) vorkommende Substanz aus der Gruppe der Taxane. Paclitaxel wird als Arzneistoff in der Medizin zur Behandlung verschiedener Krebsarten (z. B. Brustkrebs) eingesetzt.

Paclitaxel wird in der Therapie maligner Tumore (Chemotherapie) eingesetzt. Zu seinen Anwendungsgebieten gehören u. a. Ovarialkarzinome (in Kombination mit Cisplatin), Mammakarzinome (ggf. in Kombination mit Trastuzumab) und das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (in Kombination mit Cisplatin oder Carboplatin) sowie das Prostatakarzinom (hier vor allem die synthetische Variante Docetaxel). Ferner wird es neben Sirolimus bei der Herzkatheterisierung (perkutane transluminale Koronarangioplastie, PTCA) zur Beschichtung von Stents („drug-eluting stents“) und Medikament-freisetzender Ballonkatheter (Drug-Eluting Ballons) verwendet, wodurch das Risiko eines erneuten Verschlusses der Koronararterie vermindert werden soll.“

(Quelle: Wikipedia)

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

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