Echter Thymian (Thymus vulgaris) wird in der Phytotherapie als Heilpflanze insbesondere als Schleimlöser bei produktivem Husten eingesetzt.

Reinhard Länger hat in der Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie (Nr. 4/2017) einen Beitrag zum Thymian publiziert. Darin geht der Autor auch auf den variablen Gehalt an ätherischem Thymianöl ein:

„Die Vertreter der Gattung Thymus sind bekannt für ihren chemischen Polymorphismus. Individuen, die morphologisch nicht zu unterscheiden sind, weisen einen deutlich unterschiedlichen Geruch auf, was auf Unterschiede in der Zusammensetzung des ätherischen Öls hinweist.“

Das Europäische Arzneibuch enthält Vorgaben für Thymiankraut und Thymianöl, sofern sie als Arzneimittel verkauft werden:

Thymiankraut muss gemäß der Anforderungen im Europäischen Arzneibuch mindestens 1.2 Prozent ätherisches Öl beinhalten, das zumindest zu 40 Prozent aus den Komponenten Thymol und Carvacrol besteht.

Bei Thymianöl muss der Gehalt an Thymol im Bereich von 37 bis 55 Prozent liegen.

Riecht ein Thymiankraut eher zitronenartig, erfüllt es die Anforderungen des Arzneibuchs nicht und ist daher nicht als Arzneipflanze geeignet.

Reinhard Länger weißt allerdings darauf hin, dass neben dem Thymianöl und seiner Hauptkomponente Thymol wohl noch andere Inhaltsstoffe an der Wirkung des Thymians mitbeteiligt sind:

„Die publizierten wissenschaftlichen Daten zu Wirkungen und Wirksamkeit von Thymianöl und Thymol lassen aber vermuten, dass der hohe Stellenwert dieser Substanz in der Qualitätskontrolle historisch wegen der strukturellen Ähnlichkeit mit Phenol bedingt sein könnte. Für die Wirksamkeit von Thymian bei produktivem Husten sind wohl auch die Flavonoide in Betracht zu ziehen, da auch Thymol-freie Zubereitungen interessante pharmakologische Effekte zeigten.“

Zum Forschungsstand schreibt Länger:

„Da die Ergebnisse publizierter kontrollierter klinischer Studien mit Thymian als alleinigem Wirkstoff noch unzureichend sind, sind Arzneispezialitäten mit Thymian als traditionelle pflanzliche Arzneimittel am Markt. Für Kombinationen mit Primelwurzel oder Efeu ist die Evidenz der klinischen Wirksamkeit deutlich besser.“

Quelle:

http://www.phytotherapie.co.at/pdf/PT0417.pdf

 

Kommentar & Ergänzung:

Das Phänomen mit dem stark variierenden Gehalt an ätherischen Ölen zeigt sich nicht nur beim Echten Thymian (Thymus vulgaris, Garten-Thymian), sondern auch beim Bergthymian (Quendel, Feldthymian, Sand-Thymian, Thymus serphyllum).

Auf Kräuterwanderungen in den Bergen treffen wir Bergtymian, der intensiv nach Thymian duftet, aber auch Exemplare, die praktisch geruchlos sind. Offenbar gibt es da genetische Unterschiede, die den Gehalt an ätherischem Öl stark beeinflussen.

Als Arzneipflanze eignen sich nur diejenigen Exemplare von Thymian oder Bergthymian, die den typischen Thymianduft aufweisen. Geruchlose Exemplare sollten nicht genutzt werden.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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