Blaue Kartoffeln können offenbar Übergewichtigen dabei helfen ihren Blutdruck zu senken. Das ergab eine Untersuchung von Wissenschaftlern um Joe Vinson von der Universität Scranton im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Die Resultate wurden auf einem Kongress der American Chemical Society präsentiert. Demnach konnten übergewichtige Personen, die einen Monat lang regelmäßig die blauen Knollen konsumierten, ihren Blutdruck nachweislich leicht reduzieren.

In der Studie wurden 18 vorwiegend übergewichtigen Patienten mit Bluthochdruck einen Monat lang blaue Kartoffeln auf den gewöhnlichen Ernährungsplan gesetzt.

Sie sollten die blauen Kartoffeln essen, weil farbige Früchte und Gemüse besonders zahlreich sekundäre Pflanzenstoffe beinhalten, so die Wissenschaftler.

 

Gesundheitsfördernde Effekte

Diese Stoffe wiederum sollen gesundheitsfördernde Effekte haben. Die Probanden verspeisten also zweimal am Tag sechs bis acht der golfballgroßen Knollen mit Schale, wobei die Kartoffeln ohne Öl in der Mikrowelle zubereitet wurden.

Während der Studie maßen die Wissenschaftler sowohl den sogenannten systolischen oder oberen Blutdruck – also den Wert, wenn der Herzmuskel Blut in die Arterien pumpt – als auch den diastolischen oder unteren Blutdruck, der gemessen wird, wenn sich das Herz entspannt.

Das Resultat: Durch die Kartoffelkur wurde der systolische Blutdruck im Schnitt um 3,5 Prozent, der diastolische um 4,3 Prozent reduziert. Zudem nahm keiner der Probanden an Gewicht zu.

“Die Kartoffel hat vermutlich mehr als jedes andere Gemüse einen unverdienten schlechten Ruf, der dazu geführt hat, dass viele gesundheitsbewusste Menschen sie von ihrem Speiseplan gestrichen haben”, erklärte Vinson.

Liebhaber von Pommes und Kartoffelchips könnten sich allerdings nicht über die Resultate freuen: Denn die hohen Temperaturen, bei denen die Produkte hergestellt werden, zerstören einen Großteil der gesunden Inhaltstoffe der Kartoffel, so die Wissenschaftler. Zurück blieben hauptsächlich Stärke, Fett und Mineralien.

Quelle:

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/bluthochdruck/article/668180/blaue-kartoffeln-senken-blutdruck.html?sh=309&h=-1436656583

 

Kommentar & Ergänzung:

Hier ein paar Zusatzinformationen zur Blauen Kartoffel:

„Die Vitelotte (auch Negrèsse, Truffe de Chine, blaue französische Trüffelkartoffel, in Deutschland auch als „Blaue Kartoffel“ im Handel) ist eine sehr seltene und edle, blau-violette Ur-Kartoffelsorte.

Sie stammt aus Peru und Bolivien, der südamerikanischen Urheimat der europäischen Kartoffel, und wird dort bis heute kultiviert. Vermutlich ist sie eine rund 200 Jahre alte Kreuzung peruanischer Ursorten. Auch Landwirten aus Baden-Württemberg gelang 2004 die Kultivierung.

Sie bildet langovale Knollen mit tiefen Augen, die dank eines hohen Gehalts an dem natürlichen Farbstoff Anthocyan von außen dunkel violett-blau bis nahezu schwarz sind. Innen sind die rohen Knollen hell und dunkel violett-blau durchwachsen, nach dem Kochen dann durch und durch einheitlich violett-blau.“

(Quelle: Wikipedia)

Blaue Schweden

In der Schweiz ist eine Blaue Kartoffel als „Blaue Schweden“  schon seit Jahrzehnten bekannt. Wahrscheinlich kam die Sorte von Skandinavien her in die Schweiz. Sie ist eine von zahlreichen blaufleischigen und blauschaligen Kartoffelsorten, die in der Schweiz immer wieder sporadisch auftauchten und wieder verschwanden. Heute erlebt die Blaue Kartoffel dank ProSpecieRara wieder ein kleines Revival.

 

Zur erwähnten Studie ist noch anzufügen:

1. Die Teilnehmerzahl ist sehr klein, was die Aussagekraft einschränkt, weil zufällige Faktoren eine übermässige Rolle gespielt haben könnten.

2. Die Präsentation einer Studie auf einem Kongress ist noch kein besonderes Qualitätszeichen. Nur wenn die Studie in einer Fachzeitschrift mit Peer-Review-Verfahren publiziert wurde, kann davon ausgegangen werden, dass die Qualität der Studie vor der Veröffentlichung geprüft wurde. Da eine entsprechende Quellenangabe hier fehlt, scheint eine solche Publikation (noch) nicht vorzuliegen.

Im Peer-Review-Verfahren (englisch für Begutachtung durch Ebenbürtige) werden unabhängige Gutachter (engl. peer für Ebenbürtiger, Gleichrangige oder auch referee für Schiedsrichter) aus dem gleichen Fachgebiet wie die Autoren herangezogen, um die Qualität eines Fachartikels zu beurteilen.

3. Anthocyane als blau-violette Farbstoffe kommen in vielen anderen Pflanzen vor und werden intensiv erforscht, vor allem wegen ihrer antioxidativen Wirkung. Typisch sind sie bespielsweise vorhanden in der Roten Beete („Randen“), bei der ebenfall eine leichte blutdrucksenkende Wirkung festgestellt wurde.

 

Siehe:

Randensaft / Rote Beete senkt Blutdruck

 

Weiteres zum Randensaft:

Rote Beete / Randensaft: legales Doping bei Radrennen?

Randensaft / Rote Beete steigert sportliche Ausdauer

Heidelbeeren sind eine weitere interessante Quelle für Anthocyane:

Farbstoffe aus Heidelbeeren hemmen Entzündungen

Zur Wirkung von Anthocyanen aus Heidelbeeren

Anthocyane gehören zu den Polyphenolen. Siehe dazu:

Parkinson vorbeugen durch Holunderbeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Auberginen

Polyphenole aus Beeren gegen degenerative Gehirnerkrankungen

Polyphenole für Herz & Kreislauf: Schwache Datenlage

Anthocyane als Entzündungshemmer

Anthocyane aus Beeren mit Mao-Hemmer-Effekt

Auch für die Wirkungen von Karkade-Tee (Hibiskus-Tee) werden auf Anthocyane zurückgeführt:

Karkade-Tee senkt systolischen Blutdruck um 13mmhg

Hibiskus / Karkade gegen erhöhtes Cholesterin

Diese Forschungen rund um die Anthocyane sind der Kontext, in dem die neue Studie zur Blutdrucksenkung durch Blaue Kartoffeln eingebettet ist.

 

Falls Sie an sorgfältigem Wissen über Wirkung und Anwendung von Heilpflanzen interessiert sind, finden Sie dazu meine Kurse und Lehrgänge oben über den Menüpunkt „Kurse“.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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