Fast jede Frau leidet in ihrem Leben einmal oder wiederkehrend  unter einer Scheidenpilzinfektion, die in der Regel begleitet ist von Juckreiz oder Brennen im Scheidenbereich und / oder von weißlichem Ausfluss aus der Scheide. In rund 90% der Fälle ist eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans der Auslöser (vaginale Candidose). Ähnlich wie bei den Antibiotika haben sich in den letzten Jahren auch Candida-Stämme entwickelt, die resistent sind gegen einige der herkömmlichen Fungizide (Anti-Pilzmittel). Eine Studie hat nun untersucht, ob Minzöl (aus Rundblättriger Minze, Mentha suaveolens), Teebaumöl (aus Melaleuca alternifolia) oder Jasminöl (aus Jasminum grandiflorum) eine günstige Wirkung bei der Therapie der vaginalen Candidose haben können.

Im ersten Teil der Studie wurde untersucht, ob die ätherischen Öle das Wachstum der Hefezellen in Reagenzgläsern hemmen und ab welcher Konzentration die Hefezellen abgetötet werden.

Im zweiten Teil wurde die Wirkung der ätherischen Öle bei der Behandlung von Mäusen, die eine Scheidenpilzinfektion mit Candida albicans hatten, untersucht.

Jasminöl zeigte in diesem Laborversuch im Reagenzglas keine Wirkung auf den Hefepilz. Teebaumöl und Minzöl dagegen hemmten das Wachstum der Hefezellen im Laborversuch und töten diese in höheren Dosierungen auch ab. Dabei zeigte das Minzöl bei fast allen untersuchten Candida-Stämmen eine deutlich bessere Wirkung als das Teebaumöl. Beide ätherischen Öle wirkten auch bei Candida-Stämmen, die weitgehend resistent gegenüber dem Standard-Fungizid Fluconazol sind. Allerdings zeigte sich diese Wirkung nur in Dosierungen, die schon nahe derjenigen sind, in denen die ätherischen Öle auch auf Menschenzellen und Mauszellen toxisch wirken.

Der kombinierte vorbeugende und therapeutische Einsatz von Minzöl bei infizierten Mäusen führt nach 15 Tagen ebenfalls zu einer signifkanten Verminderung von Hefezellen im Vaginaltrakt, allerdings sind die Resultate nach 21 Tagen nicht mehr eindeutig. Das Teebaumöl zeigt gewisse, jedoch nicht eindeutige Aktivität nach 9 und 15 Tagen.

Die Carstens-Stiftung schätzt die Studie so ein:

„Der erste Teil der Studie ist gut dargestellt und zeigt deutliche Effekte, wenn auch der Nutzen offen bleibt aufgrund der Zelltoxizität bei Mensch- und Mauszellen.

Die Mäuseversuche sind nicht so gut dargestellt und liefern auch keinen eindeutigen Hinweis, dass eine Behandlung mit Minz-Öl dem infizierten Organismus einen Vorteil bringt.“

Quellen:

Pietrella D, Angiolella L, Vavala E, Rachini A, Mondello F, Ragno R, Bistoni F, Vecchiarelli A. Beneficial effect of Mentha suaveolens essential oil in the treatment of vaginal candidiasis assessed by real-time monitoring of infection. BMC Complement Altern Med. 2011; 11:18.

http://www.carstens-stiftung.de/artikel/aetherische-oele-bei-vaginaler-candidose.html

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21356078/

Kommentar & Ergänzung:

Viele ätherische Öle zeigen pilzhemmende Wirkungen. Bekannt dafür sind unter anderem Teebaumöl, Kümmelöl, Gewürznelkenöl, Eukalyptusöl, Korianderöl, Thymianöl, Niaouliöl und Lavendelöl.

Bei der Anwendung auf Haut und Schleimhaut ist allerdings nicht nur die bestmöglichste Wirksamkeit gegen Pilze ausschlaggebend. Mitentscheidend für die Auswahl eines ätherischen Öles ist auch die Verträglichkeit.

Bei der beschriebenen Reagenzglasuntersuchung ist interessant, dass Jasminöl keine Wirkung zeigte und damit für eine Anwendung bei Scheidenpilzinfektionen wegfällt, und dass Minzöl wirksamer war als Teebaumöl.

Mich selber überzeugt für die Anwendung bei Scheidenpilzinfektionen vor allem das Lavendelöl wegen seiner vergleichsweise guten Verträglichkeit. Beim Teebaumöl halte ich die Verträglichkeit für schlechter.

Bei den beschriebenen Mäuseuntersuchungen kann ich keine nützlichen Schlüsse für die Behandlung von Scheideninfektionen bei Frauen ableiten.

Siehe auch:

Ätherische Öle gegen Hefepilze (Candida albicans)

Heilpflanzen bei Pilzerkrankungen ( Mykosen)

Lavendelöl wirksam gegen Hautpilze

Teebaumöl – ein Naturheilmittel macht Karriere

Teebaumöl als Naturheilmittel

Ausserdem zum Thema Scheidenpilzinfektion:

Bei Neigung zu Scheidenpilzinfektionen Zuckerkonsum einschränken

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